Folk-Punk im Pier 2

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Bremen, 16.01.2016Nachdem er einige Tage zuvor in Leipzig Fans mit einem 30 Minuten- Konzert in einem Plattenladen begeisterte, gab sich Francis Edward "Frank" Turner (34) im Pier 2 die Ehre. Auf den Tag genau vor 9 Jahren wurde sein Debüt-Album „Sleep Is for the Week“ veröfftlicht. Sein Konzert 2013 im Bremer Aladin war bereits restlos ausverkauft.

Jetzt ging es eine Nummer größer weiter, sein 1815 Konzertauftritt war auch ausverkauft. Kein Wunder, hat sich Frank Turner in der Riege der Folk-Punk- und Rock-Singer-/Songwriter der neueren Generation stetig nach oben gearbeitet und gehört international inzwischen zu den führenden Kräften.

Im Gepäck hatte er sein neues Album „Positiv Songs for negative people“. Mit dabei wieder seine The Sleeping Souls. Das sind Ben Lloyd (Gitarre), Matt Nasir (Keyboard), Tarrant Anderson (Bass) und Nigel Powell (Schlagzeug).

Er war einst ein Schulkamerad von Prinz William auf dem feinen College in Eton, kommt aus der englischen Upper-Class. Seit seinem Ende in der Band Million Dead im Jahr 2005 ist der Singer-Songwriter mit der markanten Reibeisenstimme solo unterwegs. Seine Musik zeigt deutliche Einflüsse aus Folk-Rock und Punk. Am 27. Juli 2012 trat Turner mit seiner Band bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Sommerspiele 2012 im Olympiastadion London mit illustren Stars wie Paul McCartney oder Mike Oldfield vor circa 80.000 Zuschauern und einem weltweiten TV-Publikum auf. 2014 war er auch auf dem Deichbrand-Festival in Wanhöden zu sehen.

Im Vorprogramm traten der britische Folk-Singer-Songwriter Will Varley und die ebenfalls aus Großbritannien stammende Band Skinny Lister auf. Während Will mit seiner Akustikgitarre ein gutes Set spielte aber nicht so richtig begeistern konnte, sah es bei Skinny Lister anders aus. 6 Vollblutmusiker machten vom ersten Lied an mit ihrem ruppigen, irisch angehauchten Folkpunk richtig Stimmung. Sicherlich wird man in Zukunft noch mehr von ihnen hören. In den Umbauphasen huldigte das Pier 2 mit Bowie-Musik dem kürzlich verstorbenen Ausnahmekünstler.

Erst gegen 22:00 Uhr startete Turner mit „The next storm“, und nachdem die Musiker allesamt in weiße Hemden eingekleidet auf die Bühne sprangen, war Sie wieder da: Die von Grund auf positive Partystimmung mit Pub-mitgröhl-Charakter, den Skimmy Lister schon exzellent vorbereitete.

 

Die linke und rechte Seite der Bühne zieren vier große, beleuchtete Würfel, auf denen jeweils ein Plus und ein Minus zu sehen sind – Teil des Artworks seiner neusten Platte „Positive Songs For Negative People“, die er im Rahmen dieser Tour vorstellt. Anfänglich gab es noch einige Probleme mit der Technik, die aber keiner so richtig merkte.

Ein Crew-Mitglied hatte Geburtstag und bekam vom Publikum ein Ständchen. Er musste im Krokodilskostüm auf die Bühne und mit einer Geburtstagstorte in der Hand croudsurfen.

24 Songs waren es am Ende insgesamt, inklusive aller Hits wie „The Road“, „Long Live The Queen“ und natürlich „Photosynthesis“. In der Konzertmitte sang Turner nur mit seiner Akustikgitarre begleitet 3 Songs solo. Und sogar zwischen den Songs sammelte Frank Pluspunkte mit seinen Deutsch-Versuchen – die Ihn dadurch umso sympathischer machten. Und das immer wiederkehrende Wort Fucking in seinem Wortschatz zeichnete ihn dann wieder als echten Engländer aus. "Jump the fuck up and down for David Bowie“ forderte Turner das Publikum auf und alle folgten seiner anweisung beim nächsten Song.

Mehr Folk als früher und gleichzeitig mehr Rock denn je. Entsprechend fühlen sich die Radiohörer genauso angesprochen wie die Kids, die sich Punk nennen oder fühlen. Sein Konzert war stimmungsvoll, der Künstler und seine Band wurden als sympathische Unterhalter gefeiert, die Folk-Rock und Folk-Punk-Hymnen mitgesungen. Dieser Musiker ist kein klassischer Rockstar. Jedwede Allüren scheinen Turner fremd zu sein. Er bringt seine Songs vor allem live super auf die Bühne, ein Mix aus kraftvollen Hymnen und gefühlvollen Balladen. Er sang vom Leben, vom Verlieren und von der Liebe. Nach den Songs „Get better“ und „Recovery“ war nach insgesamt vier Konzertstunden der Abend und sein 1815. Konzert beendet.