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JEFF ROSENSTOCK: „Hellmode“

Wenn man jung ist und sich dem Punk hingezogen fühlt, dann kann es schon einmal passieren, dass man eine Band mit einem wirklich seltsamen Namen gründet. Meine hieß damals „Hosngulasch“, aber Jeff Rosenstock hat mich mit „The Arrogant Sons of Bitches“ definitiv an Absurdität übertrumpft. Der 1982 geborene Musik ist seit ca. 2004 als Solo Künstler unterwegs und hat bisher 5 Alben veröffentlicht. Das letzte Album erschien am 01.09.2023 und trägt den Namen „Hellmode“.

Der Opener „Will u still u“ bereitet einen nicht wirklich für die kommenden Minuten vor, sondern fährt einem direkt mit bösartig guten Genre-Wechsel ins Gesicht. Zuerst fühlt man sich nur etwas von der verzerrten Stimme irritiert, doch dann bekommt man eine Runde Blast-Beats um die Ohren gedroschen, bevor es dann mit Pop-Punk weitergeht und schlussendlich fast schon epischen Chor-Gesang abgeschlossen wird. „Head“ übernimmt mit schon fast Hardcore-Punk-Attitude für kurze Zeit, bis es dann mit „Liked u better“ einmal etwas entspannter und melodischer wird. Den Song kann man als klassische Oi-Punk Nummer bezeichnen. Fetzig, aber nicht zu schnell, direkter Text und recht stetige Rhythmussektion.

Mit „Doubt“ erinnert Rosenstock kurzzeitig an Nirvanas ruhigere Nummern, entschließt sich dann aber in der ersten Hälfte eher in Richtung The Cure zu gehen, bevor gen Ende doch noch die verzerrten Gitarren ausgepackt werden. „Future is dumb“ liefert darauf wieder Pop-Punk, bevor es dann mit „Soft living“ eine doch sehr grungige Ladung an Riffs gibt. Mit dem Zeilen „How did we go so wrong.“ zeigt sich der Song auch nicht unbedingt fröhlich.

Wenn man glaubt man hätte nun schon eine gewisse Ahnung wie es weitergehen könnte, dann wird man von dem absolut ruhigen Song „Healmode“ überrascht. Anschließend bringt „Life admin“ einen humorvollen Text über Unzufriedenheit, bevor „I wanna be wrong“ dann wider einen Zahn zulegt. „Graveyard song“ verhält sich zu Beginn noch eher ruhig, eskaliert dann aber immer mehr bis mit einer Rückkopplung und der Vorstellung der sinnlosen Apokalypse abgeschlossen wird. Mit einer etwas verträumten Melodie in „Summers“ geht das Album zu Ende.


Fazit: Ich bin wirklich begeistert von den wirklich bewundernswerten Genre-Wechsel die Rosenstock auf diesem Album hinlegt. Natürlich sind jene im Punk-Genre nicht überborden außergewöhnlich, doch man kann schon behaupten, dass die dargebotenen "Untergenre-Wechsel" besonders gut gelungen sind. Man merkt Rosenstock seine tiefer Verwurzelung im Punk-Genre an und bekommt obendrein noch eine gewaltige Ladung Experimentierfreudigkeit geboten. "Hellmode" ist aus meiner Sicht eines der interessantesten Punk-Rock-Alben des Jahres und hat somit satte 10 von 10 Punkten verdient. 

--> Musikvideo: Jeff Rosenstock - HEALMODE

 
Bewertung:

GENRE: Punk Rock

TRACKLIST:

1. Will u still u
2. Head
3. Liked u better
4. Doubt
5. Future is dumb
6. Soft living
7. Healmode
8. Life admin
9. I wanna be wrong
10. Graveyard song 
11. 3 Summers 

VÖ: 01.09.23
Format: CD / Vinyl / Digital
Label: Specialist Subject Records
Vertrieb: Polyvinyl Record Co.
Auf Tour im Norden: -

 

Rezensent: Gregor