Premiere mit singendem Winnetou

Zur Bildergalerie

Bad Segeberg, 24.06.2023 – Nun war es wieder soweit, bei den Karl-May-Feststpielen gab es wieder eine Premiere. Dieses Jahr für das Stück "Winnetou I – Blutsbrüder". Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther eröffnete die 70. Karl-May-Saison und scherzte: „Heute singe ich nicht“ auf Anspielung wegen der Kritik an seinem Auftritt im Bayernzelt der Kieler Woche, bei dem der den umstrittenen Song „Layla“ mitgesungen hatte.

Das Freilichttheater am Kalkberg war mit 7500 Premierenbesucher restlos ausverkauft. Die Premierengäste erleben die bisher teuerste Theaterproduktion in Bad Segeberg. 6,2 Millionen Euro hat sich die Kalkberg GmbH die Inszenierung in der 18.000 Quadratmeter großen Freilichtbühne kosten lassen.

Direkt gegenüber vom Eingang begrüßt erstmals die Countryband „The forgotten Sons of Ben Cartwright“ aus dem Landkreis Osnabrück die Besucher. Unter Countryfans hat diese Band einen guten Namen. Wie immer zur Premiere werden viele prominente Besucher erwartet. Darunter waren viele Darsteller vergangener Karl-May-Inszenierungen, Mitglieder der Kieler Landesregierung und sonstige bekannte Gesichter.

Zunächst wurden 3 Songs abgespielt: „Mr. Rock ‘n’ Roll“ von Amy McDonald, „Lucky Day“ von Sasha und nach John Denvers „Take me Home, Country Roads“ in der Mitklatsch-Version der Hermes House Band. Ute Thienel von der Kalkberg GmbH betonte, das bislang 13 Millionen Zuschauer die Festspiele in den letzten 70 Jahren erlebt haben. Sie ging auch mit bewegter Stimme auf den Ravensburger Verlages im vergangenen Jahr ein, der wegen der Kritik der kulturellen Aneignung einige Karl-May-Bücher aus dem Verkauf genommen hatte. "Wer die Karl-May-Spiele hier bei uns kennt, kann uns keinen Rassismus oder Diskriminierung vorwerfen."

Neu war, das in der Mitte der Freilichtbühne ein Felsen platziert wurde, auf denen sich ein Teil des Geschehens abspielte. Nur einige Akteure wurden dieses Jahr ausgetauscht.

Bad Segebergs Bürgermeister Toni Köppen ging auf die letztjährigen Proteste eines Aktivisten während der Premiere ein. In seiner Rede zieht er Parallelen zwischen dem Stück "Winnetou 1 - Blutsbrüder" und der heutigen Verkehrssituation in der Stadt wegen einer Umgehung der A20 auf äußerst witze Weise. Das Publikum grölt und applaudiert.

Auch Prominenz war dabei: Ex-Winnetou Jan Sosniok, Talkmaster Hans Meiser, Schauspielerin Rhea Harder-Vennewald ("Notruf Hafenkante"), Moderatorin Sibylle Nicolai, Ralf Dümmel aus der Sendung "Höhle der Löwen" sowie die Schauspielerinnen Ulrike Frank und Gisa Zach, die beiden Schauspielehefrauen von Wolfgang Bahro bei "Gute Zeiten, schlechte Zeiten".

Der Ministerpräsident schoß pünktlich um 20:30 Uhr mit einem Gewehr – und los ging die Show.

 

Nach einer kurzen Einführung des Off-Erzählers Reiner Schöne zu Beginn nahm die Wild-West-Geschichte ihren Lauf.

Zur Story: Winnetou (zum dritten Mal Alexander Klaws, DSDS-Sieger von 2003) und Old Shatterhand (Bastian Semm, „Gute Zeiten – schlechte Zeiten“, Störtebeker-Festspiele) waren Blutsbrüder. Zunächst stehen sie sich als Feinde gegenüber. Gerade hat in den Vereinigten Staaten von Amerika die Zeit des großen Eisenbahnbaus begonnen. Die Schienen sollen Ost- und Westküste verbinden. Er soll für den Gauner Santer (Wolfgang Bahro, „Gute Zeiten – schlechte Zeiten“) die Landvermessung für die geplante Eisenbahn machen und ist ein „Greenhorn“ im Westen. Dank seiner schmetternden Fäuste erhält er von seinem gewitzten Lehrmeister Sam Hawkens (Volker Zack, „Die Känguru-Chroniken“ ) den Namen Old Shatterhand. Die Schurken Santer und Rattler (Dustin Semmelrogge, „Großstadtrevier“ ) wollen die Bahnstrecke mitten durch das Land der Apachen führen.

Wenig später liegt deren Weißer Lehrer Klekih-petra (Harald P. Wieczorek, seit 1979 dabei) tot am Boden. Häuptling Intschu-tschuna (Joshy Peters, „Der letzte Pate“) und sein Sohn Winnetou schwören blutige Rache. Shatterhand holt Winnetou aus der Gefangenschaft und gemeinsam kämpfen sie dann als Blutsbrüder gegen die Ausbeuter. Es ist ein abenteuerlicher Weg bis hin zur Blutsbrüderschaft und zur Liebe zwischen Old Shatterhand und Winnetous Schwester Nscho-tschi (Nadine Menz, „Verbotene Liebe“).  Und eine geheime Goldader hoch oben in den Bergen spielt auch eine Rolle.

Zu sehen gab es natürlich Kampfszenen, Tänze, Explosionen, brennende Kutschen und wilde Reiteinlagen, Aktion und Witz durften nicht fehlen. Immer wieder ein Gänsehautmoment, wenn Winnetou auf einem Pferd mit dem Winnetou-Song durchs Publikum reitet. Und soviel gestorben wurde auch seit einigen Jahren nicht mehr. Es gab minutenlange Standing Ovations nach der letzten Szene.

Weil es im vergangen Jahr ausfallen musste, holte Alexander Klaws in diesem Jahr das Singen des Songs "You'll never walk alone" nach. Wegen zu hoher Waldbrandgefahr gab es nur ein abgespecktes Feuerwerk. Geladene Premierengäste und das Ensemble feierten dann noch bis in die frühen Morgenstunden im Indianvillage.