Nostalgischer Abend mit Ian Anderson

Bremen, 11.04.2019 (Mtr) - Gongschläge rufen die - wie auch Ian Anderson selber - großteils schon etwas in die Jahre gekommenen Zuschauer Punkt 20 Uhr in das ausverkaufte Metropoltheater, das eine passende, nostalgische Kulisse für die 50. Anniversary Tour des ehemaligen Chefs von Jethro Tull bildet. Im Februar 1968 trat Jethro Tull zum ersten Mal im altehrwürdigen Marquee Club in London auf. Die Gruppe wurde schnell zu einer der führenden Bands des Progressive Rock.

Auf die überdimensionale Leinwand hinter der minimalistisch ausgestatteten Bühne werden Ausschnitte aus alten Shows aus der Fernsehserie „Top Of The Pops“ projiziert. Mit einem Raketenstart auf der Leinwand und unter dem Beifall des jubelnden Publikums betritt Ian Anderson die Bühne und beginnt das 1. Set mit „My Sunday Feeling“. Im Hintergrund blubbern psychedelische Blasen im Takt. Der 71jährige wirbelt wie ein Derwisch über die Bühne, fast wie früher; auf der Leinwand tanzt dazu eine Balletttänzerin.

Auch das durch ihn bekannte Stehen auf einem Bein während seiner Darbietung bekommt Anderson noch ganz gut hin. Dabei schwenkt er das andere Bein in (fast) alle Richtungen. Neben der Querflöte, die er nach wie vor perfekt beherrscht, kommen auch noch Mundharmonika und akustische Gitarre zum Einsatz. Er wird begleitet von den ausgezeichnet aufeinander eingespielten langjährigen Weggefährten seiner Solokarriere: David Goodier (b), John O’Hara (keys), Florian Opahle (g) und Scott Hammond (dr).

Ehemalige Bandmitglieder kommen per Videobotschaft zur Geltung, wie z. B. der erste Gitarrist von Jethro Tull, Mick Abrahams, der später die ebenfalls bekannte Rockgruppe Blodwyn Pig gründete. Oder der erste Schlagzeuger der Gruppe, Clive Bunker.



 

Joe Bonamassa sagt von der Leinwand „A New Day Yesterday“ an, das von ihm gecovert wurde.

Auch Tony Iommi von Black Sabbath, auch ein ehemaliger Gitarrist von Jethro Tull, kommt zu Wort und wünscht sich Johann Sebastian Bachs „Bourée“ von der 2. CD „This Was“, was Anderson natürlich auch bereitwillig spielt. Bei diesem Titel kommt sein bekanntes, mit Stimmengeräuschen unterlegtes Flötenspiel besonders zur Geltung.

Nach einer kurzen Pause wird das 2. Set von Iron Maidens Bassist Steve Harris angekündigt, einem Verehrer Jethro Tulls. Auf der Leinwand dröhnen Motorräder, als Anderson umjubelt „Too Old To Rock’N’ Roll, Too Young To Die“, einer meiner persönlichen Lieblingssongs singt. Ein ehemaliger Keyboarder der Gruppe, John Evans, wird als „Blümchen“ verkleidet eingeblendet und leitet „Heavy Horses“ ein. Zu diesem Song pflügen Bauern mit Pferden schwere Äcker, ein Bauernmädchen spielt Geige und 3 Bauern singen dazu.

Das Telefon klingelt, Slash erscheint und wünscht sich „Aqualung“, das sehr dynamisch mit einem druckvollen Gitarrensolo von Florian Opahle rüberkommt. Somit endet dann das 2. Set.

Die Legende lässt sich natürlich nicht lange bitten und weiß, daß ein Song nicht fehlen darf und beendet das Konzert mit „Locomotive Breath“, zu dem dampfende Lokomotiven über die Leinwand donnern.

Nach knapp zwei Stunden und einer ausgezeichneten Show verlassen Ian Anderson die Bühne und das zufriedene Publikum mit nostalgisch verklärten Blicken das Metropoltheater.

Da der Meister seit Jahren nicht bei seinen Auftritten fotografiert werden möchte, gibt es dieses Mal keine Bilderstrecke von uns (Fotocredit Veranstalter).