Unabhängige Buchbesprechungen

Winterland

von Kim Faber und Janni Pedersen

Inhalt/ Klappentext: Der Auftakt einer spektakulären Krimireihe um das Ermittlerduo Juncker und Kristiansen. Ein schrecklicher Mord erschüttert die verschlafene dänische Provinzstadt Sandsted: Ein Mann wird brutal erschlagen aufgefunden, seine Ehefrau ist verschwunden. Keiner hat etwas gesehen, es gibt keine Spuren, kein ersichtliches Motiv. Martin Juncker, einer der besten Mordermittler Dänemarks, übernimmt den Fall. Wegen eines verhängnisvollen Fehlers aus Kopenhagen nach Sandsted versetzt, leitet er dort die kleine Polizeistation und kümmert sich darüber hinaus noch um seinen dementen Vater. Ein eher beschauliches Leben. Bis zu dem spektakulären Mordfall. Junckers ehemalige Kollegin Signe Kristiansen arbeitet noch immer in Kopenhagen. Sie freut sich auf ein beschauliches Weihnachtsfest mit der Familie, als eine Bombe auf dem Weihnachtsmarkt in der Innenstadt explodiert. Signe steht an der Spitze der Jagd auf die Täter, doch alle Spuren verlaufen im Sand – bis ein anonymer Tipp den Fall in eine Richtung lenkt, die ihre schlimmsten Befürchtungen übersteigt.

Rezension: Komissarin Signe Kristiansen muss momentan ohne ihren langjährigen Berufspartner Martin Juncker ausgekommen. Nach einem internen Vorfall im Kopenhagener Innenministerium hat er sich in sein Heimatdorf Sandstedt versetzen lassen. Private Probleme und die Pflege seines an Demenz leidenden Vaters, werfen ihn zurück in die Rolle des unverstandenen Sohnes im Teenageralter. Hier soll er eine kleine Polizeistation mit zwei frischgebackenen Polizeischülern leiten. Die ethnische Herkunft der Polizeianwärterin Nabiha, aber auch das frühere Berufsumfeld des Polizeianwärters Kristoffer bergen zusätzliches Konfliktpotential, nicht nur bei der Dorfbevölkerung in Sandsted.

Ein bestialischer Mord an einem Zugezogenen und dem spurlosen Verschwinden seiner Ehefrau, fordern das zusammengewürfelte Ermittlertrio aufs äußerste heraus. Ein Brandanschlag auf das Flüchtlingsheim in Sandsted offenbart auch hier einen Riss in der Gesellschaft, auch im liberalen Dänemark sind die rechtsradikalen Strömungen auf dem Vormarsch, ebenso wie die Radikalisierung und Bedrohung durch die IS-Kämpfer und Sympathisanten.

Fast zeitgleich mit dem Mord und dem Brandanschlag in Sandsted explodiert eine Autobombe mitten im belebten Weihnachtsmarkt in Kopenhagen. Signe Kristiansen wollte eigentlich die Weihnachtstage mit ihrem Mann und ihren Kindern verbringen, Konfliktpotential zwischen ihrem Mann und ihr, der engagierten Ermittlerin. Sie wollte mehr Familienzeit ermöglichen. Doch nun gilt Urlaubssperre, alle Beamten sind rund um die Uhr im Dienst.

Islamistische Extremisten bekennen sich zu dem Anschlag, ein Haupttäter wird identifiziert, Signe und ihre Kollegen fragen sich mit der Zeit, welche Rolle der dänische Verfassungsschutz in dieser Sache spielt, ob es gar einen Maulwurf in ihren eigenen Reihen gibt.

Ein Katz- und Mausspiel beginnt. Sowohl Signe in Kopenhagen bekommt kryptische Botschaften per SMS mit Einladungen zu einem konspirativen Treffen, als auch Martin in Sandsted hat das Gefühl gestalkt zu werden. Der Polizeischüler Kristoffer ist mit der Befragung der Heimbewohner im Flüchtlingsheim beauftragt, hier begegnet er einer Person, die er schon längst verstorben glaubt. Dies verheimlicht er Juncker eine ganze Zeit lang, er bringt damit das komplette Team in große Gefahr. Die Spurenlage im Kopenhagener Fall verdichtet sich, ein neuer Zielpunkt liegt ausgerechnet in Sandsted. Ein plötzlich einsetzender starker Schneesturm mit meterhohen Schneewehen und Stromausfällen schneidet die, ansonsten, idyllische Waldgegend mit den einsam gelegenen Gehöften von der Außenwelt ab. Hier findet der Showdown statt, so erhielt der Krimithriller seinen Namen, Winterland, eiskalt und alle Geräusche und menschlichen Regungen verschluckend.

Fazit: Ein sehr authentischer und zeitaktuelles Thema hat das Autorenehepaar hier bearbeitet. Die „Erben“ und Anhänger des nationalsozialistischen Gedankenguts, längst in allen Ländern vertreten und gut organisiert. Ebenso terroristisch und die Gesellschaft unterwandernd wie die islamistischen Terrororganisationen. Auch die Vorbehalte der einheimischen Bevölkerung gegenüber anderen Kulturen sind sehr authentisch beschrieben. Die Moral und Ethik der Politik und ihre Geheimdienste, die teilweise skrupellos die unterschiedliche Gruppierungen für ihre Zwecke nutzen, sind mittlerweile durch investigative Journalisten belegt und aufgedeckt. Brisante Themen halten den Spannungsbogen bis zur Auflösung der beiden Fälle in Kopenhagen und Sandstedt auf hohem Niveau bis zum Ende des Thrillers.

 
Gesamtbewertung:

Erscheinungstermin: 04.10.21
Genre: Kriminalroman
Einband: Flexibler Einband
Seitenzahl: 624 Seiten
ISBN: 978-3-764-50724-4

Autoren: Kim Faber ist Architekt und Journalist bei einer der größten dänischen Tageszeitungen. Zusammen mit seiner Frau, der Journalistin Janni Pedersen, schrieb Kim Faber mit »Winterland« einen explosiven und packenden Kriminalroman über Terror, Gewalt, Trauer und Einsamkeit.

Das Erstlingswerk des Autorenehepaars ist der Auftakt der Reihe um das dänische Ermittlerduo Martin Juncker und Signe Kristiansen, gefolgt vom Roman »Todland«, der ebenfalls die dänische Bestsellerliste im Sturm eroberte. Janni Pedersen ist Moderatorin und Kriminalreporterin bei TV2, einem der meistgesehenen Fernsehsender Dänemarks. 2018 wurde sie als beste Nachrichtensprecherin des Jahres ausgezeichnet.

Verlag: Blanvalet Verlag

Aber auch der zwischenmenschliche Generationskonflikt und die Verpflichtung der Versorgung von unseren pflegebedürftigen Eltern ist sehr eindringlich geschildert. Die Lösung, die Maritn Juncker für seinen Vater wählt, ist nochmals eine sehr eindringliche Lesererfahrung. Die privaten Beziehungsprobleme von Signe und von Martin verlangsamen die eigentliche Handlung ein um das andere Mal, etwas skandinavisch unterkühlt und teilweise recht sachlich psychologisch aufgestellt. Quasi einen Familientherapiesitzung. Interessant für den Leser ist hier die Frage, ob Janni Peddersen hier den weiblichen Part Signes in ihrer Gefühlswelt schildert und Kim Faber für Martin Junker schreibt.

Erwähnen möchte ich noch den wunderschönen Bucheinband, mit den eisigen Fichtenwäldern in Dänemark, sowie die Scherenschnitte im Buchumschlag, fein ziselierte Baumgruppen. Ob Signe und Martin wieder als Duo in Kopenhagen ermitteln wird sich im 2. Band „Todland“, erhältlich rechtzeitig als Weihnachtsgeschenk im Dezember 2021, zeigen.